Sonntag, 17. Februar 2013

Zehnte Etappe: Izmir - Kusadasi - Bodrum


Izmir's Schachtelhäuser - 4 Mio. Stadt!
Manu:
Bei schönen Wetter in Izmir aufgebrochen ging es zunächst auf Tangenten-artigen Straßen durch die halbe Stadt, vorbei an zig tausenden Häusern, dazwischen schauen die Minarette raus. Vorbei an einen, in einen riesigen Felsen gemeiselten Atatürk - den Gründer der Türkei. Wie wir vor kurzem erfahren haben, gibt es in den Städten die so genannten wild wachsenden "Gecekondu"-Vierteln, wo Familien über Nacht ein Haus bauen dürfen welches dann als ihres gilt...! Kein Wunder also, dass Izmir die 3. größte Stadt der Türkei mit rund 4 Millionen Einwohnern ist.
Endlich aus der riesigen Stadt raus, vorbei an den Industrievierteln, suchten wir unserem Weg zu einem See. Gut, dass wir vorher oft nicht Bescheid wissen wie hoch es denn nun wirklich raufgeht - doch diese recht anstrengenden Bergfahrten lohnen sich immer wieder - wir werden mit herrlichen Ausblicken und raschen Abfahrten belohnt :)
Bergfahren
Hier an der Westküste der Türkei führt kein Weg an geschichtsträchtigen Orten vorbei. So entscheiden wir uns die nächste Nacht in der Nähe von Ephesus zu verbringen, sehen schon von weiten das riesige beeindruckende Theater und schlafen in der Nähe der Siebenschläfer-Grotte - hoch oben mit Ausblick auf die Burg von Selcuk.
Wunderschöner Campingplatz mit Weitblick auf historischem Boden bei Ephesus
Neben den vielen historischen Stätten mussten wir leider auch sehen, wie die Türken ihre schöne Westküste mit Häuser, Appartments und riesigen Hotelanlagen, ja ganze Geisterstädte (im Winter) verbauen - ohne dabei die Landschaft zu berücksichtigen. Schade darum!
In Kusadasi angekommen, organisierten unsere neugewonnen Freunde Jana und Alex eine Couch, die sich als gemütliches Bett in einer Wohnung mit super Ausblick auf Kusadasi herausstellte. Den Abend verbachten wir alle in einer Bar, wo einige von uns zur traditioneller türkischer Musik tanzten. 
Fliegende Möwen...äh...Tauben...in Kusadasi gelandet
Von Kusadasi machten wir uns nun wieder zu viert auf den Weg -  noch hofften wir auf gutes Wetter, wurden jedoch recht rasch besser belehrt. Schon auf dem Weg zum Nationalpark, durch bzw. neben den wir entlang fahren wollten begann es zu regnen...nein...zu schütten...und stürmen....!
Unser zweitägiges Quartier in Güzelcami wegen starken Regen
Beim Eingang vom Nationalpark stellte sich dann nun heraus, dass wir hier weder campen, noch diesen Umfahren konnten - einzig ein Canyonweg - also eher ein Trekkingweg über den Berg wäre möglich, andernfalls müssten wir einige Kilometer wieder zurückfahren....da es bereits Abend war, entschlossen wir uns im Ort nach einem leerstehenden Haus zu suchen, um wenigstens ein bisschen trocken zu bleiben....und dort blieben wir dann - eine Nacht, einen Tag und noch eine Nacht. Ja, es wollte einfach nicht zum Schütten und Hageln! aufhören...so verbachten wir die Zeit damit, Nachts in der Zeus Grotte zu baden (das Wasser war tatsächlich nur ein bisschen kälter als lauwarm!), gemeinsam zu Kochen, in einem Wettcafè zu sitzen, Karten zu spielen und mit den Dorfbewohnern ins Gespräch zu kommen. 
Zeus Grotte beim Nationalpark Dilek Yarimadsi
Nachtschwimmen in der Grotte

Am nächsten Tag nutzen wir eine kurze Regenpause um aufzubrechen - noch waren wir unschlüssig ob wir durch den Nationalpark wollten oder diesen weitläufig umfahren. So entschied die Münze...für den Nationalpark. An sich wäre dieser Canyonweg ohne Rad! ja ein sehr schöner, sicherlich sehr gemütlicher Weg - doch mit Rad samt dem schweren Gepäck, Regengüssen und Hagel, Schotterweg und steilen Passagen ein recht fragwürdiges Unternehmen....so fühlten sich 10km unendlich weit, steil und lang an. Die meiste Zeit schoben wir unser Rad, am Gipfel konnten wir dem Hagelschauer nicht mal annähernd ausweichen und mussten oben feststellen, dass weder das Wetter noch die Abfahrt besser wurde. Ja, ich stellte sogar fest, dass mein Bremsweg immer länger wurde da meine Bremsblöcke schon wieder abgefahren waren. So marschierte ich auch fast alles wieder bergab - ich geb zu: ich war frustriert und stink sauer, denn ich wollte eigentlich nicht diesen Weg fahren....aber wenn man nun in einer Gruppe unterwegs ist und dann noch die Münze entscheidet...nun ja. Also nachdem sicher war, dass wir es nicht mehr bis runter schafften, kam uns eine Hütte, die offen stand wie ein Luxushotel vor. Gegen die Frustration oder als Belohnung der Strapazen gab es alles was wir noch an Essvorräten hatten - speziell natürlich ALLE Nascherein und Knabberein und ein Salep (türkisches Winternationalgetränk) durfte auch nicht fehlen!
Nachts fielen uns zwar auch noch einige Tropfen auf den Kopf, da das Häuschen doch schon recht alt war - aber dies verkrafteten wir auch noch. Gut, im Nachhinein muss ich zugeben, dass die Aussicht schön war und der Weg ein Abenteuer - sicherlich eine schönere Alternative zur Straße.
 "Not"unterkunft & Fressgelage nach den Strapazen

Irrer Canyonweg durch den Nationalpark






Auch am nächsten Tag kamen wir nicht weit - das Wetter wollte einfach nicht besser werden. Unser Kleidung war teilweise schon durchnässt, das Mittagessen etwas karg - dann aber durften wir durch eine wunderschöne Ebene nach Milet fahren um dort im Ort Unterschlupf in einem Gemüse-Obstlager zu finden und Essen serviert zu bekommen.
Schöne und wenige schöne Erlebnisse liegen auch auf einer Reise so knapp beieinander....

Schlafunterkunft im Gemüse-Obstlager bei Milet
Karges Mittagessen
Nach mehreren Tagen Regen zeigte sich nun endlich wieder Besserung - und so geschah es, dass wir mehr oder weniger genau dann einen Zeltplatz suchen mussten, als wir bei Euromos vorbeifuhren. So stellten wir unsere Zelte wieder einmal auf geschichtsträchtigen Boden auf und genossen den Sonnenuntergang hinter dem Zeus Tempel.

Übernachtung bei Euromos - Zeus Tempel
Über Milas ging es weiter - wir besuchten die Altstadt und ein Radgeschäft und trennten uns dort von Jana und Alex, da wir nach Bodrum zu Bekannten wollten. Aber wir bleiben ihnen dicht auf den Spuren - in Fethiye wollen wir uns wieder treffen, da wir dort alle arbeiten wollen. :)
Herrliches Frühstücksplatzerl mit Aussicht
Zu guter Letzt möchte ich noch meine Hochachtung vor der Mentalität der Türken ausdrücken: es gibt kaum einen Tag, wo wir nicht zum Tee eingeladen werden - ja sie bringen ihn sogar direkt zum Rad! oder servieren Essen, schenken einfach so ein türkischen Gebäcksstück her und und und. Sie sind stets hilfsbereit und freundlich - wie wir nun erfahren haben, gehört diese Lebensweise zu ihrer Religion, zu einer ihrer 5 Säulen. So soll nach dem Islam auch Reisenden geholfen werden.
Österreicher - in Sachen Gastfreundlichkeit und Hilfsbereitschaft haben wir uns noch viel abzuschauen!

Jonathan
Ich kann nicht viel zu den Ereignissen hinzufügen. Aber Ich kann noch ein wenig philosophieren:
Fast alles was wir hier bis jetzt erlebt haben geschah unerwartet. Wir denken uns eine Richtung aus in die wir fahren wollen, dann die Route, und nicht einmal die verläuft immer nach Plan und dann geht es los den Abenteuern entgegen. Es geschehen so viele Dinge am Weg die unvorhersehbar sind. All die Erlebnisse von denen wir hier berichten können waren nicht geplant oder ausgedacht, eigentlich sind sie auf uns zu gekommen. Wir hätten auch ausweichen können wir hätten auch "nein das mach ich nicht" sagen können! Vielleicht hätten wir es auch geschafft, ohne einen Tropfen Regen abzubekommen. Alle paar Stunden müssen wir uns für irgendetwas entscheiden, machen wir das, oder machen wir das nicht, fahren wir hier, oder dort, rechts oder links, über den Berg oder entlang der großen Straße. Das ist Freiheit! Wir können uns dauernd entscheiden. Aber daran müssen wir uns erst gewöhnen. Es ist oft sehr schwer sich zu entscheiden. Oft sind wir nicht einer Meinung und wir diskutieren viel und oft endet es in einem Streit... Es ist wie ein leicht bitterer Beigeschmack der Freiheit. Unsere Reise ist wie ein Ping Pong Spiel. Wir entscheiden uns für etwas und die Natur um uns herum, die Menschen bringen uns dann die Erlebnisse, daraufhin entscheiden wir wieder, und wieder kommt die Antwort aus dem "großen Mysterium", wie die Indianer es sagen würden. So geht das Tag ein Tag aus. Und das schwere daran ist, dass wir nie genau wissen worauf wir uns einlassen, aber genau macht es so spannend. Wir können uns halb entscheiden was wir erleben.

1 Kommentar:

  1. howdy :)

    die ihr mit dem drahresel reist u immer wieder so spannendes u unerwartetes erlebt u alles mit euren 5sinnen erfasst was das leben in huelle u fuelle zu bieten hat!!hut ab auch davor,dass ihr immer noch so viel lust am schreiben bzw tippen habt,das zeugt fuer mich persoenlich von ganz besonderer geduld,die ich schon laengst aufgegeben haette!
    mir reichts schon wenn ich hier mal was ausdrucken muss,is ne echte procedur...habt ihr schon ne vorstellung davon wie lange eure reise dauern wird u ob ihr tatsaechlich bis nach asien radelt??
    das ist ja alles sooo spannend,eigentl. sollten euch all die laender eine spende abgeben fuer all eure gute werbung ;))
    und die koennt ihr dann verwenden,um weiter zu reisen!
    ich finde das macht echt sinn,einfach nur reisen u leben,was soll man sonst tun,oder?!
    na dann,hopp auf u in die pedale getreten,ich schick euch viele waermende sonnenstrahlen aus melbourne u gute gedanken noch dazu!prost mit ner tasse chai auf euch meine lieben!take care!
    bis bald mal!wie siehts aus mit skype??viele bussis von lidi ludalak

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