Dienstag, 14. Mai 2013

Dreizehnte Etappe: Georgien: Batumi - Akhaltsikhe - Tblisi

Ankunft im 9., uns noch fremden Land - Georgien
Nachtrag vom 17.April - 06.Mai 2013
Jonathan: Georgien ist ein Land mit vielen hohen Bergen. Das kann ich jetzt bestätigen! Die ersten Wochen in Georgien waren nicht leicht für uns. Das Land ist extremer, und wilder als die Türkei. Als wir von der türkischen Grenze nach Batumi fuhren, wussten wir nicht was uns erwartet.
Seit Trabzon war das Wetter kühl und feucht. Die Bedingungen waren nicht ohne und so leisteten wir uns seit langem wieder ein Hostel in Batumi. Und siehe da, wieder trafen wir Fahrradfahrer. Zum ersten mal trafen wir einen Österreicher (mit Ski auf dem Fahrrad)! Und zwei Engländer. Mit ihnen und den Franzosen teilten wir Freud und Leid bis kurz vor Tiflis und an Freud und Leid wurde nicht gespart. Wie so oft entschieden wir uns für die abenteuerliche Straße nach Tiflis. Unsere Tagesetappen waren kurz aber knackig. Von der futuristischen Stadt Batumi fuhren wir gleich nach Osten in ein tiefes, langes Tal, welches wir bis zum Ende fuhren, um über einen mehr als 2000m hohen Pass nach Akhalzikhe zu fahren. Und von da an folgten wir dem Lauf des Flusses Kura bis in die Hauptstadt.

Batumi
Diese Etappe war meiner Meinung nach mit Abstand die Extremste. Das Wetter wollte nicht so ganz mit spielen, als wir in Richtung Pass unterwegs wahren. Die Bewohner der Bergdörfer sparen nicht mit Alkohol und so kam es, dass uns der (wir vermuten) Bürgermeister eines kleinen Dorfes mit seinem Freund und viel Schnaps im Gepäck unseren Zeltplatz besuchte.

Cachaca-Feier mit Einheimischen
Die Etappe am nächsten Tag wurde entsprechend kürzer. Für die nächsten Tage schmiedeten wir einen guten Plan, wie wir den hohen Pass überqueren wollten: Am Tag eins weit hoch fahren und am Tag 2 früh aufstehen um den zugeschneiten Pass sicher überqueren zu können. Guter Plan - aber nichts wurde daraus. Wieder kam uns eine Art Bürgermeister entgegen. Diesmal ein noch höheres Kaliber. Das schwarze moderne Offroad-Auto blieb stehen und feine Herren in sauberen Anzügen stiegen aus, alle umzingelten sie den einen, wie Bodyguards. Sie putzten ihm den Sakko, hielten sein Handy, waren gute Diener. Jedenfalls dieser Herr lud uns ein im Hotel zu schlafen, das sich auf dem höchsten Punkt des Passes befindet. Es war abends aber die versprochenen 10 -12 km bergauf sollten sich knapp ausgehen. Und so schickte uns der Mann aus dem schwarzen Wagen in ein riskantes Abenteuer.

Der Bürgermeister und seine Gehilfen
Der Berg wollte nicht aufhören - aus den 10 km wurden 15 und noch mehr aus der Straße wurde ein Weg mit tiefen Wasserrinnen, gefolgt von Schneeverwehungen, es schneite und der Wind wurde stärker. Zum warm Anziehen keine Zeit, so weit konnte es nicht sein. Es war bereits dunkel. Das Hotel war zu verlockend: Ein Bett, einen warmen Raum, warm duschen...
Die Gruppe teilte sich auf, ich war irgendwo in der Mitte, immer wieder sah ich die Taschenlampe der Engländerin aufleuchten - sonst nichts. Und dann, kurz bevor ich gaanz erschöpft war kam ein alter Kleinbus angekrochen - hinten leer. Mit Hand und Füßen erklärten wir dem verdutzten Man wo wir hin wollen. Wir sammelten die anderen ein. Pete der Engländer war schon oben. Das einzige was ich noch konnte war schnell, wie ein ferngesteuerter, alles auspacken ins warme Haus bringen und hinsetzen. Und dann wurde mir übel, ich musste mich hinlegen.

Xtreme Pass - 2025m
Die restlichen Tage bist Tiflis konnte ich mich nicht richtig erholen. Aber es wurde wärmer und es ging meistens bergab und der Wind kam meistens von hinten. Bis auf eine Verkühlung, einen Platten bei mir und beim Franzosen zerschlissene Bremsbacken und Manus gebrochener Radlspeiche haben wir die Tour gut überstanden.

Platten richten
Und jetzt hat es um die 30°C und wir sind wieder in einem sicheren billigen Hostel untergebracht. Wie schön wenn ein Abenteuer gut ausgeht. Hoffentlich geht es so weiter....
Georgien's wunderschöne Landschaft
Manu: 
Ehrlich gesagt - kein schöner Abschied war's von der Türkei und ein Kulturschock für mich, als wir zur Grenze kamen. Schon an der Grenze in der Schlange zur Passkontrolle wurden wir von Georgiern? oder Russen? weggedrängt und so musste ich mich erst an diese neue Mentalität gewöhnen.... Kein Muezzin weckt uns mehr in der Früh, dafür wurden wir von Einheimischen zu Wein, Käse aber leider auch viel zu viel Chacha eingeladen - gut für uns, dass wir ab Batumi in einer 6er Gruppe unterwegs waren und zumindest wir beide von einem Kater am nächsten Tag verschont blieben....

Ösis, Franzosen und Engländer-Treffen im Hostel
Ich machte mir ein wenig Gedanken, als wir beschlossen, den südlichen Weg über einen 2000hm Pass zunehmen, obwohl wir eigentlich wussten, dass das Wetter die nächsten Tage nicht gut sein werden. Die Gruppe aber versuchte mich zu besänftigen und versicherte mir, dass wir jetzt eine Art Gemeinschaft sind und wir es also schaffen werden.... soweit gut. Nur wussten wir da noch nicht, dass ein Bürgermeister unsere gute Taktik (kurz vor dem letzten sehr steilen und langen Anstieg übernachten) mit Honig ums Maul schmieren durchkreuzen wird....und so kam es, dass wir uns alle überanstrengten - für Jonathan, der vorher schon angeschlagen war leider fatal. 

Eisige Verhältnisse
Bikergang
Er zog die Konsequenz bis nach Batumi mit und als sein Körper sich endlich wieder erholen konnte, schlugen die Viren um sich...und wie ein Faden zog sich unsere kleine Schicksalssträhne weiter - wir kamen wegen Erschöpfung zu spät zur Botschaft unseres ersten Landes, wo wir Backpacken wollen...nicht so schlimm, dachten wir - kommen wir halt zum nächsten möglichen Zeitpunkt - tja, aber seit zwei Wochen sind nun georgische Feiertage und Feiertage von dem Land, wo es hingehen soll (jaja -ihr erfährt es bald! ;)) 
So also entschieden wir uns, weiter zu reisen und es später nochmal zu versuchen. Unsere erste Probetour mit Rucksäcken ging nach Kazbegi/Stepantsminda - die Räder und Packtaschen im Hostel zurückgelassen, fuhren wir ca. 3h auf 1740hm hinauf entlang der Georgian Military Road Richtung Russland (die Grenze ist seit einem Jahr wieder offen!!). Spannend!!!! Atemberaubend! Am Pass gibt es keinen Asphalt - riesige Schlaglöcher und Bäche sowie Wasserfälle von oben rinnen charakterisieren diese einzigartige Straße. Hunderte Trucks und Autos quälen sich rauf, fahren auf die gegenüberliegende Fahrbahn, da diese um einen Hauch besser erscheint - und daneben diese wunderschöne Berglandschaft und Schluchten - alles in allem eine "Mund-offen-stehenlassende-Angelegenheit" (aber Vorsicht - es staubt! ;) )...

Mittem im großen Kaukasus
Die folgende sonnenstrahlenden Tage verbrachten wir in den von uns geliebten Bergen - schliefen in der Nähe der Gergeti Trinity Church neben einer ukrainischen Expedition auf fast 2000m, die am nächsten Tag zum Kazbek aufbrechen wollten und sich akklimatisierten, stiegen auf 3000m zur Schnee/Gletschergrenze Richtung Kazbek rauf und mussten dann aber leider wehmütig Bergsteigern zuschauen, die auf den Gipfel wollten (wo treffen wir Österreicher?? - natürlich am Berg!!!!) - wir aber haben einfach leider kein geeignetes Equipment dabei... 

Gergeti Trinity Church in atemberaubender Lage
Aber eines sind uns sicher: wir kommen auf alle Fälle wieder!! 
Mit einem Fuß schon am 5000er (Mt. Kazbek 5033m)
Zurück in Tiflis treffen wir kurz wieder auf unsere französischen Freunde, die leider einen Zahnradbruch hatten und eine Tagesetappe zurück wieder ins Hostel mussten. Ich hatte übrigens auch eine Panne nach unserem legendären Pass - eine Speiche ist gebrochen, wurde aber von flinken georgischen Fingern (die wir eeeewig suchen mussten) in Tiflis wieder geflickt :)

Begegnungen mit Einheimischen: kurz vor Tiflis wurden wir von einer georgischen Familie eingeladen - wir durften in einer schlichten Wohnung schlafen, bekamen georgisches Essen serviert und wurden am orthodoxischen Palmsonntag mit in die Unesco Kirche von Mtskheta genommen - durften dort einen Einblick in die Feierlichkeiten gewinnen. Wir hatten das Gefühl, sie wollten uns gar nicht mehr gehen lassen...didi madloba!!

Begegnung mit Einheimischen
Das Essen in Georgien ist übrigens köstlich! Es ist eine Kunst Khinkali (flüssig gefüllte Teigtaschen) zu essen ohne viel zu patzen...und die Art, wie sie ihr Brot backen - herrlich!
Nach unserem Kazbegi-Ausflug machten wir uns zum letzten Mal mit dem Rad auf den Weg ins etwas eingezwickte, ärmliche Armenien - unterwegs zu unserem Ziel...

Traditionelles Brotbacken

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